„Ich dachte, er würde auf das Nachbarhaus stürzen“:
Kleinflieger zerschellt nach Motorproblemen auf Feld – Maschine mit Fluglehrer und Schüler geht sofort in Flammen auf – Beide Insassen tot – Wohnhäuser nur wenige Meter entfernt - Anwohner gehen seit Jahren gegen Flugbetrieb und Flüge über Wohngebiet auf die Barrikaden
Bundesstelle für Flugunfälle hat Ermittlungen aufgenommen – Augenzeugen berichten: „Ich sah den Flieger kommen, wie im Landeanflug. Aber er bohrte sich ins Feld mit einem lauten Knall.“ – Ersthelfer rennen zur Absturzstelle, als Maschine in mehreren Explosionen in Brand gerät – Bürgerinitiative will verbotene Überflüge von Wohngebiet verhindern – Mehrere Töne mit Nachbarn und Augenzeugen sowie Rettungskräften verfügbar
Datum: Dienstag, 16. Oktober 2018, 15:00 Uhr
Ort: Sankt Augustin, Rhein-Sieg-Kreis, Nordrhein-Westfalen
(ch) Viele saßen beim Kaffee oder kümmerten sich um ihre Gärten, als ein ohrenbetäubender Knall die Nachmittagsruhe zerstörte. „Ein Kleinflugzeug machte hier eine Kurve über der Wiese. Doch die Vorderfront zeigte nach unten und Flügel kippelten stark. Wir dachten, es würde auf das Nachbarhaus stürzen“, zeigt sich Jürgen Zenker immer noch schockiert. Nur wenige Meter über sein Wohnhaus in der Straße „Am Pleiser Wald“ hinweg flog der Sportflieger, ehe er auf einem freien Feld zerschellte. Sofort machten sich mehrere Augenzeugen auf zur Unglücksstelle, um noch zu helfen. Doch als sie eintreffen, züngelten bereits die ersten Flammen, ehe das Wrack durch mehrere Explosionen vollständig brannte.
Als die Feuerwehr kurz darauf zum Unglücksort eilte, war bereits klar, dass für die beiden Insassen jede Hilfe zu spät kam. Den Kameraden blieb nur noch übrig, die Flammen zu löschen und einen Sichtschutz aufzubauen, um Schaulustigen und auch ihnen selbst den Anblick der Toten zu ersparen. Bei den Opfern soll es sich nach bisherigen Erkenntnissen um einen Fluglehrer sowie einen Schüler handeln. Beide waren zu einem Trainingsflug aufgebrochen, als es plötzlich zu Motorproblemen kam. Wahrscheinlich wollte der Pilot die Maschine noch zurück zum nahen Flugplatz Hangelar steuern, was jedoch nicht mehr gelang. „Der Flieger bohrte sich mit einem lauten Knall in das Feld. Ich war total geschockt“, versucht Gerlind Palm das Gesehene zu verarbeiten. Sie berichtet, dass der Flieger ganz flach auf das Feld zuflog. Möglich also auch, dass der Pilot eine Notlandung auf dem frisch gepflückten Acker unternehmen wollte, die dann jedoch misslang.
Palm und noch andere Nachbarn berichten, dass es häufiger zu Streit mit dem Flugplatz kommt. „Wir haben jahrelang mit einer Bürgeraktion gekämpft und argumentiert, dass bestimmte Platzrunden eingehalten werden müssen. Es hätte hier mehrere Menschen treffen können, wäre der Flieger in die Siedlung geflogen“, kritisiert Dieter Kassing. Demnach würden viele Piloten nach dem Start nicht die Runde entlang des Waldes drehen, sondern direkt über das Wohngebiet steuern. Gerade bei sonnigem Wetter wie am Dienstag würde das sehr zu Lasten der Anwohner gehen. „Ich habe eine Stunde zuvor zu meiner Frau gesagt, dass mir heute die Flieger auf den Wecker gehen“, erklärt Klaus Klahre, der nur 50 Meter von der Unglücksstelle entfernt wohnt und den Absturz hautnah miterleben musste.
Die Polizei hat gemeinsam mit der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen die Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen. Hierzu wurde der Absturzort weiträumig abgesperrt. Die konkreten Untersuchungen sollen am Mittwoch bei Tageslicht fortgeführt werden.
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