niedersachsen
Montag, 15. Dezember 2014 (Vorfall am 5. Dezember 2014)
Oldenburg, Niedersachsen
News-Nr.: 19731

Erst besonnen geholfen und dann den Job verloren:
Taxifahrer rettet durch beherztes Eingreifen einen Ivorer, der vor einer Flüchtlingsunterkunft von einem Marokkaner fast zu Tode geprügelt wurde - 25-Jähriger muss bei der Polizei eine Aussage machen und wird bei der Rückkehr in die Taxizentrale entlassen

Polizei spricht von einem "herausragenden Beispiel von Zivilcourage" und zeigt sich erschrocken über die negativen Folgen für den Taxifahrer - Taxifahrer: "Er hat einfach nur gesagt, dass ich entlassen bin" - Chef des Taxiunternehmens: "Die Kündigung hat nichts mit dem Vorfall zu tun"

Bildergalerie vorhanden

Datum: Montag, 15. Dezember 2014 (Vorfall am 5. Dezember 2014)

Ort: Oldenburg, Niedersachsen

 

(ah) Er rettete einem Mann das Leben und stand kurz darauf ohne Job da: Der Fall der Kündigung des Taxifahrers Tanju Coruh schlägt momentan hohe Wellen.

Der 25-Jährige beobachtete am 5. Dezember, nachdem er einen Fahrgast abgesetzt hatte, wie ein 19-jähriger Marokkaner einen 39 Jahre alten Ivorer vor einem Flüchtlingsheim in Oldenburg fast zu Tode prügelte und trat. Coruh stieg aus und schrie den Angreifer an, der daraufhin von seinem Opfer abließ und mit einem weiteren Mann davonlief. Anschließend kümmerte er sich um den Schwerstverletzten und rief die Polizei. Für Polizeisprecher Mathias Kutzner ein "herausragendes Beispiel von Zivilcurage", da Coruh "Mut gezeigt hat und besonnen vorging". Zudem wäre das Opfer ohne das Eingreifen des 25-Jährigen wohl nicht mehr am Leben.

Coruh konnte den mutmaßlichen Täter identifizieren, so dass die Polizei den Mann inzwischen verhaften konnte, jedoch musste der Taxifahrer für diese Aussage zur Wache und konnte demnach nicht Taxi fahren. Als die Beamten ihn dann wieder zum Ort des Geschehens brachten, war das Taxi nicht mehr da. Tanju Coruh wurde zur Taxizentrale gebracht und dort gab es dann offenbar die Kündigung. "Ich habe öfter in der Zentrale angerufen und gesagt, dass ich zur Wache muss", so Coruh. Später habe er einen Polizisten gebeten, dort anzurufen und den Kollegen den Vorgang zu schildern, damit man ihm glaube. Doch man habe dort mit Unverständnis reagiert, so dass der Polizist nach dem Gespräch wütend über die Reaktion am anderen Ende der Leitung war. Das Unverständnis bei der Polizei über die Reaktion des Taxiunternehmens ist immer noch groß. Polizeisprecher Mathias Kutzner: "Wir waren sehr darüber erschrocken, dass dem Taxifahrer gekündigt wurde". Man könne "nur hoffen, dass sich niemand davon abschrecken lässt, dass ein Arbeitgeber so reagiert hat".

Beim Taxiunternehmen versucht man die Wogen zu glätten: "Wenn wir Fehler gemacht haben, dann muss ich mich dafür entschuldigen", so Geschäftsführer Ferruh Bagriacik, der von dem Vorgang selbst nach eigener Aussage nichts mitbekommen hat. Außerdem habe "die Kündigung überhaupt nichts mit dem Vorgang zu tun" und Tanju Coruh könne gern wieder für das Unternehmen fahren; er habe sich aber anders entschieden.

 

Die NonstopNews-Bilder und die O-Töne:

  • Antextbilder mit Tanju Coruh , telefoniert, gibt einem Radioreporter einen O-Ton
  • O-Ton Tanju Coruh, Taxifahrer:  ...ich bin bei der Firma Taxi gefahren..., ...habe jemanden ausgeladen gehabt und habe dann zwei Personen am Schützenweg gesehen, die sich gestritten haben...., ....es gab eine Rangelei, dann haben sie sich geschlagen..., ...bin ausgestiegen, als ich gesehen habe, dass der Farbige auf dem Boden lag..., ...wurde richtig zusammengetreten..., ...bin dazwischen gegangen, habe ihn angeschrien..., ....der Marokkaner ist dann seelenruhig mit seinem Kollegen weggelaufen..., ...habe Erste Hilfe geleistet und die Polizei angerufen..., ...Polizei wollte meine Aussage..., ...eine aus dem Flüchtlingsheim hat mir Fotos gezeigt, damit ich den Mann identifiziere..., ...Polizei wollte dazu dann noch eine Aussage; dafür musste ich zur Zentrale..., ...habe öfters in der Firma angerufen, weil ich gerade viel Stress habe, weil jemand blutend auf dem Boden liegt und ich auf die Polizei warten muss..., ...habe dann die Aussagen gemacht..., ...Chef hat gesagt, es gehört nicht zu seinen Prinzipien, dass sich ein Fahrer da so lange aufhält..., ...er hätte es gerne so gehabt, dass ich es über die Zentrale leite und dann meine Touren weiterfahre..., ...daraufhin wurde ich entlassen..., ...wurde mit dem Streifenwagen zur Polizei gefahren und dann auch wieder zurück, damit ich das Taxi abholen kann..., ...das Taxi stand dann nicht mehr da..., ...der Polizist hat sich auch gewundert und fragte "Wo ist denn dein Taxi hin?"..., ...hatte schon ein mulmiges Gefühl..., ....Wagen stand dann leer in der Taxizentrale..., ...habe schnell über Funk durchgegeben, dass ich einen Vorfall hatte, als ich die Polizei rufen wollte..., ...habe zwischenzeitlich in der Zentrale angerufen, damit die Fahrgäste das nicht über Funk mitbekommen..., ...der Zentralist hat sich ziemlich aufgeregt...., ...Warum mischst du dich denn da ein?..., ...habe das öfter gemacht..., ...habe dann gesagt, dass ich zur Wache muss und  (den Polizisten) darum gebeten, das meinem Chef zu sagen, damit er das glaubt..., ...der Polizist hat gesagt, dass das kein Problem ist und hat dort angerufen..., ...Chef hat sich übelst darüber aufgeregt und gesagt, dass es ihn nicht interessiert..., ...es würde ihn nicht interessieren, wenn dort jemand stirbt; es würde ihm nur um sein Geld gehen..., ...Polizist fragte mich noch, ob  der alle Tassen im Schrank hat..., ...der Polizeibeamte war wütend..., ...er (Chef) hat einfach nur gesagt, dass ich entlassen bin..., ...wenn einer auf dem Boden liegt, dann muss man helfen..., ...hatten einen Streit um ein Auto, das meiner Meinung nach nicht adäquat war..., ...mein Vater hat das geschlichtet..., ....werde nicht für die Firma zurückkehren..., ...glaube an Gott; ich glaube daran, dass man selber irgendwann das Opfer ist, wenn man nicht hilft...
  • O-Ton und Antextbilder mit  Mathias Kutzner, Polizei Oldenburg: ...versuchtes Tötungsdelikt vor einer Flüchtlingsunterkunft..., ...ein 19-jähriger Tatverdächtiger hat auf ein 36-järiges Opfer eingeschlagen..., ...dieser Mann ist bei der Tat schwerst verletzt worden..., ...wir sind von einem Taxifahrer alarmiert worden, der die Tat beobachtet hat..., ...er ist ausgestiegen; er hat Mut gezeigt und ist auch besonnen vorgegangen, da er durch lautes Rufen auf sich aufmerksam gemacht hat und dadurch den Tatverdächtigen von der weiteren Begehung seiner Tat abgehalten hat und gleichzeitig hat er die Polizei alarmiert, so dass wir schlussendlich in der Lage waren, den Mann auch festzunehmen..., ...wir haben es auch mitbekommen und waren sehr darüber erschrocken, dass dem Taxifahrer aufgrund seines Verhaltens später von seinem Arbeitgeber gekündigt worden ist..., ...wir sind aus dem Grunde erschrocken, weil der Mann alles das gezeigt hat, was wir uns von Zivilcourage erhoffen..., ...der Mann war mutig, er hat geholfen..., ...der Tatverdächtige soll weiter mit dem Fuß gegen das bewusstlose Opfer eingetreten haben..., ...waren erschrocken, dass ein für uns herausragendes Beispiel von Zivilcourage solch negative Folgen hatte..., ...der Zeuge hat in unserer Dienststelle seine Aussage gemacht und wurde dann von uns entlassen..., ....wenn diese Tat nicht unterbunden worden, wäre der Mann möglicherweise nicht mehr am Leben..., ...können nur hoffen, dass sich niemand davon abschrecken lässt, dass in diesem äußerst negativen Fall ein Arbeitgeber so reagiert hat..., ...wenn wir mal betroffen sind, können wir nur hoffen, dass in so vorbildlicher Art und Weise geholfen wird, wie der Taxifahrer das gemacht hat...
  • Außenshot der Polizei Oldenburg am Friedhofsweg
  • O.Ton und Antexbilder mit Ferruh Bagriacik, Geschäftsführer des Taxiunternehmens: ...bei uns kam das so an, dass wir ihm eine Tour gegeben haben und er diese Tour ausgeführt hat..., ...kurze Zeit später haben wir versucht,  ihn zu erreichen und er hatte nur gesagt "Ich bin mal raus; ich hab hier Stress!"..., ...danach konnten wir ihn weder über Funkt noch telefonisch erreichen..., ...mussten abwarten..., ...Hatte er Stress mit einem Kunden? Wird er angegriffen? Müssen wir die Polizei benachrichtigen?..., ...war für uns nicht einfach, die richtige Entscheidung zu treffen..., ...habe es persönlich nicht mitbekommen, sonst hätte ich den Vorfall ganz anders wahrgenommen..., ...haben einen Fahrer losgeschickt, um zu schauen, was dort vorgefallen ist..., ...haben dort nur das Fahrzeug stehen sehen; haben uns dazu entschieden, das Fahrzeug dort wieder wegzuholen...., ...kurze Zeit später wurde Herr Coruh von der Polizei hierher gebracht..., ...die Kündigung hat grundsätzlich überhaupt nichts mit dem Vorfall zu tun..., ...sehe Zivilcourage sehr hoch an; bin ein Mensch, der gerne hilft..., ...es wird ihm auch keine Kündigung ausgesprochen, er kann jederzeit gerne wieder hier fahren, aber er hat sich dagegen entschieden..., ...wir hatten schon zuvor mit ihm Auseinandersetzungen gehabt, was dem Arbeitsverhältnis geschadet hat; es hat aber nichts mit der Zivilcourage zu tun..., ...wurde von dem ganzen Vorgang überrannt..., ...in einem etwas größeren Unternehmen ist es manchmal schwierig, Informationen zu bekommen..., ...wir haben aus dem Vorfall gelernt; werden unsere Mitarbeiter schulen, wie sie sich in solchen Fällen zu verhalten haben..., ...es wurde in der NWZ darüber berichtet; dadurch ist der Vorgang aufgepusht worden..., ...wenn wir Fehler gemacht haben, dann muss ich mich entschuldigen...
  • Außenshot des Taxiunternehmens, Taxi fährt vor, Bilder aus der Taxizentrale
  • Außenshot des Flüchtlingsheims, an dem sich der Vorfall ereignete

 

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