niedersachsen
Samstag, 11. Juni 2011, ca. 18:00 Uhr
Delmenhorst, Niedersachsen  
News-Nr.: 13512

Nach dem Feuerdrama in Delmenhorst:
„Rechnen Sie damit, dass Sie nichts mehr finden“

Bewohner dürfen für wenige Minuten in ihre Wohnungen zurück – Der Schock sitzt tief – Sie hoffen auf unbürokratische Hilfe – Spendenaufrufe im Internet – Rotes Kreuz richtet Informationshotline für Betroffene und Angehörige ein

Datum: Samstag, 11. Juni 2011, ca. 18:00 Uhr

Ort: Delmenhorst, Niedersachsen  

 

(mwü) Alles was ihnen bleibt, passt in einen Koffer, manchmal in einen einzigen Rucksack. Nach dem verheerenden Großfeuer in Delmenhorst, bei dem in der Nacht zum Samstag fünf Mehrfamilienhäuser in Brand geraten sind (NonstopNews berichtete, News-Nummer 13508), durften die Bewohner unter Aufsicht der Polizei für einige Minuten zurück in ihren Wohnungen. Was sie dort erwartet hatte – für viele Betroffene war es ein Schock, auch wenn sie mit dem Schlimmsten gerechnet haben.

Die Löscharbeiten sind beendet, eine Drehleiter steht am Samstagnachmittag noch in der Straße. Ein rot-weißes Absperrband flattert im Wind, sperrt den Brandort weiträumig ab. Hier, an der Polizeiabsperrung, treffen sich die Bewohner erstmals wieder. Erschüttert stehen sie vor den Brandruinen, die tags zuvor noch ihr Zuhause waren. Polizeibeamte vernehmen einen nach dem anderen, machen sich eilig Notizen. Jedes Detail ist wichtig: Wer hat etwas beobachtet, wer kann Angaben zum Brandausbruch machen? Unterdessen nehmen Brandermittler die Untersuchungen auf, Spürhunde sind im Einsatz. Im Fokus der Ermittler: Die Unterstände der Müllcontainer, die in der Nacht offenbar gleichzeitig in Brand geraten waren – für die Experten der Kriminalpolizei ein Indiz in Richtung fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung.

In Absprache mit der Polizei dürfen die Bewohner dann in einzelnen Gruppen für wenige Minuten zurück in die Häuser. Feuerwehr-Einsatzleiter Andreas Händler bereitet sie zuvor auf das Schlimmste vor: „Freuen Sie sich, wenn Sie noch etwas finden“, sagt er, aber „rechnen Sie damit, dass Sie nichts mehr finden.“ Francis Takassi wohnte mit seiner Frau und seinen drei Kindern in einer der Wohnungen im Obergeschoss, die es besonders schlimm erwischt hatte. „Vieles ist verbrannt“, sagt er und zeigt auf seine Jeans-Jacke. „Alles, was ich hier trage, gehört Bekannten, heute Nacht sind wir nur im Bademantel raus“. Vor allem seien auch alle wichtigen Papiere und Unterlagen dem Feuer zum Opfer gefallen, klagt er. Takassi und seine Nachbarn hoffen nun auf unbürokratische Unterstützung der Stadt. Der Gedanke, dass das verheerende Feuer mutwillig gelegt worden sein könnte, macht die Bewohner wütend. „Es leben doch auch Kinder hier“, sagen sie. Doch sie sind zugleich auch heilfroh, dass niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist, niemand schlimmer verletzt wurde. Das sei das Wichtigste, sagt eine Bewohnerin, dann fällt sie ihren Angehörigen in die Arme, die sie trösten. Nicht nur die Bewohner sind schockiert über das Ausmaß. Ein Feuerwehrmann: „Wir haben heute Morgen mit mehreren älteren Kameraden darüber geredet, dieser Einsatz ist ein ziemlicher Hammer“, sagt er. „Eine solche Größenordnung von 40 bis 50 betroffenen Wohnungen und fünf Häuser auf einen Schlag, das gibt es nicht oft.“ Bereits am Samstag liefen erste Hilfsaktionen für die Bewohner an, die Hilfe solle nach Pfingsten über die Delmenhorster Bürgerstiftung koordiniert werden, hieß es. Auch im Internet gab es bereits am Samstag Solidaritätsbekundungen und Spendenaufrufe, nachdem viele in den Medien von dem Großfeuer in Delmenhorst erfahren hatten. Das Rote Kreuz hat eine Informationshotline für Bewohner und Angehörige eingerichtet (Telefon: 04221 / 12300 – 40 oder -41). 

 

Die NonstopNews-Bilder und die O-Töne:

 

  • Zahlreiche Bewohner stehen an Polizeiabsperrung, Brandruinen, Ermittler mit Spürhunden
  • Polizeibeamte vernehmen die Bewohner unter freiem Himmel, machen Notizen
  • Brandermittler mit Helmen, Streifenwagen vor Ort
  • Feuerwehr-Einsatzleiter warnt Bewohner: „Rechnen Sie damit, nichts mehr zu finden“
  • Bewohner im Gespräch, trösten sich, Bewohner dürfen kurz in ihre Wohnungen
  • Bewohner kommen mit einzelnen Taschen, Koffern, Tüten zurück
  • Drehleiter an Brandruine, Kinderwagen steht vor Wohnhaus, Polizeibeamte im Gespräch
  • Geretteter Flachbildfernseher wird über Polizeiabsperrung gehievt
  • Polizeibeamte im Gespräch mit Bewohnern über Papiere, Ausweise etc.
  • Sporttaschen, Rucksäcke stehen auf Straße,
  • O-Ton Andreas Händler, Einsatzleiter Feuerwehr Delmenhorst:: „...wir haben hier eine Aktion der Stadtverwaltung in Absprache mit der Polizei gestartet...dass wir den Bewohnern, die heute Nacht fluchtartig raus mussten, dass sie nochmal zurückkehren in die Wohnungen für 10 bis 15 Minuten, die wir ihnen ermöglichen wollen...das erfolgt in Absprache, es müssen verschiedene Interessen gewahrt werden...Sicherstellungsaufgaben der Polizei, Spurensicherung...aber die Polizei ist einverstanden, dass die Leute unter Aufsicht kurz in ihre Wohnungen zurück gehen...sie werden registriert und haben so die Chance, falls noch verhanden, Geld, Papiere, Schmuck herauszuholen...es kann durchaus sein, deshalb habe ich auch drastische Worte gewählt in der Ansprache, dass die Leute sich nicht zu viel Hoffnung machen sollen...mit dem ein oder anderen Teil rechnen sollen, sondern sich einfach freuen sollen, wenn sie überhaupt was finden... haben mit mehreren älteren Kollegen geredet heute Morgen....also das ist ein ziemlicher Hammer dieser Einsatz...in der Größenordnung von 40 bis 50 Wohnungen, fünf Häuser auf einen Schlag betroffen, das gibt es nicht oft... ich habe davon gehört, dass es verschiedene Hilfsaktionen- und Angebote schon gibt, ich nehme an, dass das nach Pfingsten über die Delmenhorster Bürgerstiftung koordiniert wird...“
  • Situativer O-Ton mit Bewohner an Polizeiabsperrung, der mit Koffer zurück kommt: „...es sieht sehr schlimm aus, es ist alles verbrannt...was soll man dazu sagen, schockiert...ein paar Klamotten und ein paar Unterlagen gerettet, es ist sehr schlimm, tut mir leid, finde keine Worte...“
  • Situativer O-Ton mit Bewohnerin: „...Hauptsache mir geht es gut, meiner Tochter geht es gut, keiner ist verletzt...das ist das Wichtigste...in den Wohnungen über mir sieht es noch deutlich schlimmer aus...[wird von Umstehenden in den Arm genommen und getröstet]...“
  • O-Ton Francis Takassi, Bewohner: „...nichts mehr zu retten, es ist alles kaputt...vieles ist verbrannt...wir sind sehr betroffen...das ist ganz oben...wir waren alle am Schlafen, dann mussten wir so schnell wie möglich weg...konnte nicht mal die Papiere mitnehmen...wir haben drei Kinder...mussten erstmal die Kinder unterbringen...sind im Bademantel raus...alles was ich hier trage, ist von Bekannten [zeigt auf seine Jacke]...sind im Moment im Hotel...wie es weitergehen soll, wissen wir nicht...es ist schrecklich...man hat öfter so was gelesen oder im Fernsehen gesehen...aber dass es einen selbst trifft...das ist schwer...man fragt sich warum, das kann doch nicht sein...sind doch Kinder hier...und irgendeiner, oder, man weiß ja nicht...das ist schlimm...müssen erstmal abwarten, Dienstag werden wir sehen, was man überhaupt noch machen kann...das ist schon wichtig, dass wir alle gesund sind, auch die Kinder...aber es ist schwer...“
  • Weitere Schnittbilder

 

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