Borkum nimmt Stellung -
Vielfältige Reaktionen auf die Kritik am Klaasohm-Fest - Tradition wandelt sich - Demonstration zum Erhalt des Festes
Die Zeit der Schläge sei laut dem Veranstalter vorbei
Datum: Sonntag, 01. Dezember 2024, 16:00 Uhr
Ort: Borkum, Landkreis Leer, Niedersachsen
(th) Klaasohm wird seit rund 200 Jahren Anfang Dezember auf der Nordseeinsel Borkum gefeiert und markiert das Ende der Tourismus-Saison. Die Insulaner sind wieder unter sich und feiern das ausgelassen.
In der Nacht des 5. Dezember wird gefeiert. Veranstaltet wird das Fest vom Verein Borkumer Jungens, ein reiner Männerverein. Zum Fest gehören auch die sechs Klassohms. Die Klaasohms sind verkleidete Männern mit einem Schafspelz-verkleideten Helm und Hörnern. Der Brauch wird auch auf niederländischen Inseln gelebt und erinnert an die schwäbisch-alemannische Fasnet im Süden Deutschlands oder den Krampus in Österreich und Bayern.
Die kostümierte Klaasohms ziehen über die Insel und schlagen Frauen mit Kuhhörnern auf den Hintern. So die Kritik in einem Fernsehbericht, es folgte ein Shitstorm in den Sozialen Medien. Die Situation schaukelte sich hoch, die Tourismusdirektorin Pia Hosemann berichtet von Zimmer-Stornierungen durch Urlauber. Doch es ging noch weiter, so gab es nicht nur wüste Beschimpfungen, sondern auch Bedrohungen gegen Mitglieder des organisierenden Vereins.
Es ist deutlich zu spüren, wie die öffentliche Diskussion den Borkumern an die Nieren geht. Bürgermeister Jürgen Akkermann wehrt sich entschieden dagegen, dass die gesamte Insel unter Generalverdacht gestellt wird. So kam es zu Anfeindungen und persönlichen Drohungen. Doch er räumt auch unumwunden ein, dass es während des Festes Schläge gegen Frauen gab.
Der Verein Borkumer Jungens möchte das Fest als Fest der Einheimischen verstanden wissen und auch ohne Beteiligung von Besuchern durchführen. Daraus kam eine Zurückhaltung gegenüber den Medien und Interviewanfragen für den ursprünglichen Fernsehbericht wurden ignoriert. Zukünfig will man offensiver über Klaasohm kommunizieren.
Doch schon vor zehn Jahren kam es zu einem Umdenken und der Verein distanziert sich vom Verhalten einzelner Mitglieder in früheren Jahren: "Wir wissen, was passiert ist. Wir wissen, dass es falsch war."
In einer Demonstration zogen am Sonntag rund 300 Frauen über die Insel, an der Front zeigten sie ihren Standpunkt „Wir lassen uns das Klaasohmfest nicht kaputtmachen“.
In den Stellungnahmen des Vereins und des Bürgermeisters wird deutlich, dass es zukünftig keine Schläge mehr geben soll. Die Schläge mit dem Kuhhorn seien demnach traditionell gewachsen, doch das Fest und die Tradition sei wesentlich umfangreicher. In dem Fest wurde ursprünglich die Rückkehr der Insel-Männer vom Walfang und der starke Zusammenhalt der Insulaner gefeiert.
Daher sei das Fest auch ein Fest der Inselbewohner, aber nach den Worten des Vereinsvorsitzenden für alle, jung und alt, Männer und Frauen.
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