Ungeheuerlicher Gaffervorfall bei Lkw-Unfall:
Klein-Lkw kracht in Heck von Sattelzug, Fahrer wird lebensgefährlich verletzt eingeklemmt - 20-Jähriger eilt zunächst zur Hilfe, um dann das Handy zu zücken und Nahaufnahmen vom Opfer zu machen - Polizei spricht von abstoßenden Aufnahmen und hat Strafverfahren eingeleitet
Opfer soll in den Aufnahmen hilfesuchend direkt in Kamera geschaut haben - Polizei konfisziert Handy, Beschuldigter diskutiert mit Beamten (on tape) - Feuerwehr braucht rund 30 Minuten, um den Fahrer aus dem völlig deformierten Klein-Lkw zu befreien - Rettungshubschrauber im Einsatz - Feuerwehr distanziert sich vehement vom Vorfall - Polizei: "Den Kollegen ist beim Betrachten des Videos ganz anders geworden"
Datum: Dienstag, 19. November, Unfallzeit: Montag, 18. November 2024, 15:30 Uhr
Ort: A1 bei Wildeshausen, Landkreis Oldenburg, Niedersachsen
(ch/sg) Es sind ungeheuerliche Vorwürfe, denen sich ein 20-Jähriger aus Hamburg konfrontiert sieht. Am Montagnachmittag ereignete sich auf der A1 zwischen den Anschlussstellen Wildeshausen-West und Wildeshausen-Nord in Fahrtrichtung Bremen ein schwerer Verkehrsunfall. Ein Sattelzug verlangsamte aufgrund eines Staus vor einer Baustelle seine Fahrt auf dem rechten Fahrstreifen. Ein Klein-Lkw aus Rumänien bemerkte dies offenbar zu spät und prallte nahezu ungebremst in das Heck des 40-Tonners.
Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Führerhaus des Klein-Lkw massiv deformiert und der Fahrer im Fahrzeug eingeklemmt. Mehrere Autofahrer hielten an und eilten dem Opfer zur Hilfe. So auch der besagte 20-Jährige. Er kümmerte sich zunächst um den Eingeklemmten und betreute ihn. Doch dann zückte er sein Handy und filmte das erschreckende Szenario aus nächster Nähe. Polizeibeamte bemerken dies und konfrontieren den Mann. Er scheint sich nicht unmittelbar seiner Schuld bewusst, wie Videoaufnahmen von der Unfallstelle zeigen. Auf seinem Handy finden die Polizisten nach eigenen Aussagen abstoßende Bilder: "Zu sehen waren Nahaufnahmen des schwer verletzten und eingeklemmten Fahrers des Kleintransporters, der hilfesuchend in die Kamera schaute", schreibt die Polizei in einer Meldung.
Wegen der gefertigten Aufnahmen, durch die die Hilflosigkeit des eingeklemmten Fahrers zur Schau gestellt wird, ist gegen den 20-Jährigen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs eingeleitet worden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Oldenburg ordnete ein Richter die Beschlagnahme des Smartphones an. Das hochwertige Gerät kann als Tatmittel eingezogen werden und dürfte somit nicht zurück in den Besitz des beschuldigten 20-Jährigen gelangen.
Zurück zum Einsatz: Die alarmierte Feuerwehr benötigte etwa 30 Minuten, um den schwer verletzten Mann mit technischem Gerät aus dem Wrack zu befreien. Anschließend wurde er mit einem Rettungshubschrauber in ein nahegelegenes Krankenhaus geflogen. Für die Dauer der Rettungs- und Bergungsarbeiten musste die Autobahn in Richtung Bremen für mehrere Stunden gesperrt werden, was zu erheblichen Verkehrsbehinderungen führte. Die Polizei hat die Ermittlungen zum genauen Unfallhergang aufgenommen. Doch nach den Rettungsarbeiten gab es bei den Helfern nur ein Thema: "Wir finden das ganz schlimm und kaum Worte dafür. Wir als Feuerwehr kommen zum Helfen und dann sowas zu hören, dass Leute das ausnutzen für Aufnahmen, die man eh nicht verwerten kann..Ganz schlimm", sagt Jannik Stiller.

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