Rushhour auf dem Weg gen Süden:
Über 12.000 Kraniche machen derzeit einen Zwischenstopp im Goldenstedter Moor - Tiere finden ideale Verhältnisse für Kurzerholung auf der Reise nach Spanien vor - Doch Klimawandel sorgt für immer mehr Stress und immer weniger Jungvögel in der Population des „Glücksvogels“
Alter der Vögel wird immer höher – Heiße Sommer sorgen für Schwund von Insekten als Nahrungsmittel – Immer mehr Tiere entscheiden sich aufgrund der milden Winter für einen Verbleib in Deutschland - Eindrucksvolle Bilder von tausenden fliegenden Tieren im Sonnenuntergang
Datum: Montag, 14. November 2022, 19:00 Uhr
Ort: Goldenstedt, Landkreis Vechta, Niedersachsen
(ch) Wer im Berufsverkehr über die baustellengeplagte Autobahn 1 von Bremen in Richtung Osnabrück fahren muss, der kann vermutlich erahnen, wie es sich für tausende Kraniche derzeit im Goldenstedter Moor anfühlen muss. Doch während die Verkehrsteilnehmer eher unfreiwillig häufig auf der A1 parken, übernachten die Vögel mit Freude im Goldenstedter Moor.
Auf dem Weg von Skandinavien nach Spanien machen die Tiere auf der Westroute freiwillig einen Zwischenstopp in Niedersachsen.
Alleine am vergangenen Wochenende zählten die Experten um Carola Freise über 12.000 Kraniche, die derzeit Kraft tanken auf ihrer langen Reise gen Süden. Vor zwei Wochen waren es gar 19.000 Tiere, die einen Pause einlegten. Die zweithöchste registrierte Zahl, die jemals gemessen wurde. Warum gerade das Goldenstedter Moor? „Durch unsere Naturschutz- und Renaturierungsmaßnahmen in Deutschland kommt der Kranich wieder mehr zu uns. Weil er hier genau das findet, was er braucht“, sagt Freise. Doch steigt die Population insgesamt? Eher nicht, wie die Expertin sagt. Denn die trockenen Sommer sorgen dafür, dass die Suche nach lebenswichtigen Insekten immer schwieriger werden. Gleichzeitig sorgen Starkregenereignisse, dass die mühevoll gebauten Nester samt Brut rasch untergehen und der Nachwuchs ertrinkt. Und so ist es auch kein Wunder, dass die Zahl der Jungtiere immer mehr abnimmt.
Doch gleichzeitig ist auch ein anderer Trend erkennbar: Nämlich dass die Tiere gar nicht mehr den beschwerlichen Weg nach Süden auf sich nehmen. „Es gibt da gar keinen Grund mehr für. Die Winter werden milder, das Wasser gefriert nicht. Die finden auch im Boden genug Nahrung“, so Freise. Waren es sonst nur einige hundert Tiere, die im Dezember die norddeutschen Gefilden der spanischen Adria vorzogen, könnten es in diesem Jahr womöglich tausende sein. „Das wird richtig spannend, wie viele tatsächlich hier bleiben“, blickt Freise neugierig in die Zukunft.
Für heimische Vogelfans ist diese Entwicklung derweil äußerst erfreulich. „Der Kranich ein majestätisches Tier mit seinen immensen Spannweiten. Er wird auch als Vogel des Glücks bezeichnet.“ Warum? „Jetzt haben wir Herbst, aber wenn wir im Frühjahr das laute, wunderschöne Rufen des Kranichs hören. Dann sagt man, dass jetzt der Frühling zurückkehrt.“
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