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Mittwoch, 5. Januar 2022, 20:00 Uhr
Moers, Kreis Wesel, Nordrhein-Westfalen
News-Nr.: 38359

„Wir wollen doch niemandem etwas Böses?!“
Wartender Autofahrer im Drive-In-Testzentrum tickt aus und geht auf DRK-Helfer los - Beim Angriff wird Jason Fahrig schwer an der Hand verletzt - Testzentrumsleiter will dazwischen gehen und wird ebenfalls attackiert - Insbesondere Verbalattacken keine Seltenheit bei den ehrenamtlichen Helfern, die sich dennoch nicht demotivieren lassen

Landtagsabgeordneter bedankt sich bei DRK für ihren tatkräftigen und völlig freiwilligen Einsatz – Angreifer war bereits am Tag zuvor abgewiesen worden, weil er nach den Öffnungszeiten kam – Leiter und Verletzter schildern in den Tönen eindringlich, wie sie die Situation erlebt haben: „Er hat die Hand genommen und den Daumen gebogen, bis er geknackt hat.“

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Datum: Mittwoch, 5. Januar 2022, 20:00 Uhr

Ort: Moers, Kreis Wesel, Nordrhein-Westfalen

 

(ch) Seit April 2021 öffnen sie jeden Tag für drei Stunden die Tore ihrer Unterkunft. Bis zu 250 Schnelltests führen die Helfer des DRK in Moers täglich durch. Und das alles kostenfrei für die Kunden – und auch sie bekommen für ihre Arbeit keinen Cent. Sie machen dies aus Liebe zu ihren Mitmenschen, um auch in dieser Pandemie für größtmögliche Sicherheit zu sorgen und um die Gesellschaft zu unterstützen. 

Doch gedankt wird es ihnen und nur selten. Kurz vor Weihnachten kam es gar zu einer absolut unvorhersehbaren Gewalteskalation. „Ich wollte zwei Säcke zur Kleiderbrücke bringen und hatte aus Sicherheitsgründen ein Tor geschlossen, um nicht überfahren zu werden. Dann ist ein Mann vorgefahren, ausgestiegen und hat meinen Daumen umgebogen“, erinnert sich Jason Fahrig. Erst, als es in der Hand knackt, lässt der Angreifer los und geht auf Heiko Hennig los. Der DRK-Testzentrumsleiter wurde aufgrund der Lautstärke auf die Situation aufmerksam und wollte dazwischen gehen. „Ich wollte deeskalieren, aber hatte überhaupt keine Chance“, so Hennig, der von dem Mann bespuckt wird.

Doch warum diese Brutalität? Der Täter ist für die DRKler kein Unbekannter. Bereits am Vortag war er beim Drive-In vorgefahren und wollte sich testen lassen. Allerdings außerhalb der normalen Öffnungszeiten, weshalb er abgewiesen wurde. Am Folgetag kam er wieder. Zwar pünktlich, aber dafür ging es ihm zu langsam vorwärts. Als ihm der Geduldsfaden riss, überfuhr er mehrere Pylonen und stoppte direkt bei Fahrig – mit bekanntem Ausgang. Die Folge: ein Polizeieinsatz beim Roten Kreuz und zahlreiche Untersuchungen im Krankenhaus. Die ergaben einen Riss der Außenbänder am rechten Daumen mit knöcherner Beteiligung am Gelenk. Eine schwere Verletzung, die operiert werden muss, um Folgeschäden zu vermeiden.

Für Heiko Hennig eine untragbare Situation: „Es ist ein Grund für viele, deswegen aufzuhören. Und das kann ich verstehen und verurteile niemanden dafür.“ Immer wieder kommt es zu verbalen Attacken, weil es den Wartenden nicht schnell genug geht oder sie noch fehlende Daten angeben müssen. Ein Danke rutscht nicht vielen über die Lippe. Anders als bei Ibrahim Yetim. Der Moerser Landtagsabgeordnete meldete sich sofort bei den Helfern, als er von dem Vorfall hörte. Am Mittwoch erschien er persönlich und überreichte einen Geschenkkorb als ein kleines Zeichen der Anerkennung: „Es ist unglaublich wichtig, dass wir, die die Verantwortung tragen, denjenigen, die uns helfen in dieser Pandemie, zeigen, dass wir hinter ihnen stehen und ihre Rückendeckung sind. Wir müssen den Leuten klarmachen, dass das, was viele Menschen für uns tun, das Ehrenamt ist.“ Es sei ein Unding, dass ein 19-Jähriger für diese Arbeit angegriffen und so schwer verletzt wird, dass er seinem normalen Job aktuell nicht nachgehen kann.

Ans Aufhören hat Jason Fahrig derweil nicht gedacht: „Es ist sehr doof gelaufen, aber ich habe nicht gezweifelt, irgendwie aufhören zu wollen.“ Er und das Team werden auch weiterhin motiviert Tests durchführen, um ihren Mitmenschen etwas mehr Sicherheit zu geben. Aber er hat einen klaren Wunsch: „Wir sollten menschlich miteinander umgehen und netter bleiben. Denn wir wollen doch niemandem was Böses?!“


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