niedersachsen
Donnerstag, 2. September 2021
Sande/Schortens, Landkreis Friesland, Niedersachsen
News-Nr.: 37387

Gewaltattacke auf der Tanzfläche:
28-Jährige geht nach Monaten des Corona-Verzichts erstmalig wieder in die Disco - Mann begrabscht die junge Frau immer wieder beim Tanzen - Als sie sich den aufdringlichen Avancen erwehrt, schlägt er brutal zu - Sarah Kelly Bootsmann landet mit zahlreichen Gesichtsfrakturen in Klinik - Opfer will andere Frauen sensibilisieren, nach solchen Vorfällen Hilfe zu suchen und sich zu melden

Erst später kommt heraus: Täter war bereits zuvor aus Diskothek herausgeflogen, ohne je belangt zu werden - Zahlreiche weitere Frauen melden ähnliche Fälle bei Sarah: „Ich finde es erschreckend, dass viele Frauen sagen, dass sie sich nicht trauen zur Polizei zu gehen.“ - Diskothek will nach mehreren Vorfällen nun die Sicherheitsmaßnahmen verstärken - Polizei ermittelt wegen Körperverletzung und sexueller Belästigung

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Datum: Donnerstag, 2. September 2021

Ort: Sande/Schortens, Landkreis Friesland, Niedersachsen

 

(ch) Sarahs Gesicht ist immer noch geschwollen. Nur langsam verschwinden die blauen Flecken. Mehrere Metallplatten sorgen aktuell für die notwendige Stabilität, damit Jochbein, Augenpfanne, Wangen- und Kieferknochen wieder heilen können. Sie sind die stummen Zeugen einer brutalen Attacke an einem eigentlich schönen Partyabend.

Vor zwei Wochen war Sarah Kelly Bootsmann erstmals nach anderthalb Jahren Corona-Pause endlich wieder feiern. Mit Freundinnen besuchte die 28-Jährige die Diskothek „Twister“ in Sande. Zur fortgeschrittenen Stunde näherte sich immer wieder ein junger Mann und bedrängte sie beim Tanzen. Mehrfach griff er ihr an den Po und in den Schritt. Zunächst versuchte sie sich mit Ellenbogen gegen die unangenehmen Avancen zu wehren. Als der 19-ährige Mann dennoch weitermachte, drehte sie sich um und machte ihm wegdrückend und mit klaren Worten deutlich, dass er seine Hände bei sich behalten sollte.

Doch das tat er nicht. Sondern er holte aus. Und schlug zu. Sie selbst ging zu Boden, merkt, wie das Blut die Wange runterläuft. Zeugen gelang es den Täter festzuhalten, bis die Security kam, welche ihn an die Polizei übergaben. Die ermittelt nun wegen schwerer Körperverletzung und sexueller Belästigung. Sarah selbst landete im Krankenhaus und ist seitdem arbeitsunfähig.

Erst später kommt raus: der gleiche Mann war die Woche zuvor bereits negativ aufgefallen und von der Polizei abgeholt worden. Doch ein Hausverbot gab es nicht, sodass er nur wenige Tage später im wahrsten Sinne wieder zuschlagen konnte. „Wenn ich gewusst hätte, dass so etwas so schnell passiert und es gerade gefährlich da draußen ist, hätte ich mir den Besuch vielleicht zweimal überlegt. Ich war früher jedes Wochenende dort feiern, habe ja auch selbst da gearbeitet. Mir war nicht bewusst, dass sich die Situation so geändert hat“, zeigt sich Bootsmann überrascht, wie häufig es zu aggressiven Momenten in Discos kommt.

Nachdem der Angriff in der Lokalzeitung publik wurde, meldeten sich weitere Frauen bei dem Opfer und den Journalisten. Mehrfach wird berichtet, dass in der besagten Diskothek Angriffe totgeschwiegen oder die Opfer sogar bedroht wurden, wenn sie die Polizei rufen. Bei den Tätern soll es sich immer um junge Männer handeln, oftmals auch mit Migrationshintergrund, die sich respektlos den Frauen gegenüber verhalten haben. Und auch jetzt teilt der 19-jährige Angreifer auf Instagram mit, dass es nur ein Missverständnis gewesen sei. Aufrichtige Einsicht? Fehlanzeige.

Vergangene Woche gipfelte eine Auseinandersetzung nun sogar mit einer Messerattacke, bei der ein Mann schwerst verletzt wurde. Viele betroffene Frauen tauschen sich jetzt mit Sarah Kelly Bootsman aus, geben sich gegenseitig Hilfestellung und Tipps für psychologische Unterstützung. „Ich finde es erschreckend, dass viele Frauen sagen, dass sie sich nicht trauen zur Polizei zu gehen. Sowas passiert auch vor unserer Haustür“, versucht die junge Frau anderen Opfern nun Mut zu machen, nicht zu schweigen.

Gegenüber NonstopNews wollten sich die Geschäftsführer der Discothek nicht vor der Kamera äußern und erklärten schriftlich: „Es ist beschämend, was passiert ist und wir tolerieren und akzeptieren so ein Verhalten auf keinen Fall. Dies verurteilen wir aufs Schärfste.“ In der Lokalzeitung gaben die Betreiber von „Twister“ bekannt, auf die Vorfälle nun reagieren zu wollen. So soll mehr Sicherheitspersonal eingestellt werden, zudem habe der Täter im Fall von Sarah Kelly Bootsmann ein lebenslanges Hausverbot erhalten. Videomaterial sei an die Polizei zur Auswertung übergeben worden. 

Für die 28-Jährige kommt dieses Handeln zu spät. Wann sie wieder ihrem Job als selbstständige Fotografin nachgehen kann, ist unklar. Die Lust auf Partys in der Disco ist ihr entgangen. Künftig will sie sich lieber nur mit Freunden daheim oder im Garten treffen. Denn da fühlt sie sich sicher.


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