Bad Neuenahr, Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz
Erst dramatische Rettung durch Flutwasser und jetzt Versorgungsengel in zerstörter Stadt:
Zeliha Atac und ihre Familie wurden schwer von der Flut getroffen, doch sie denkt vor allem an die Anderen: Zeliha baut in zerstörter Bäckerei einen umsonst Supermarkt für Flutopfer auf
Dramatisches Handymaterial von Zeliha Atac aus der Flutnacht zeigt wie das Wasser steigt und sie mit ihrer Familie durch das hüfthohe Wasser flüchtete
Datum: Mittwoch, 28. Juli 2021, 16:00 Uhr
Ort: Bad Neuenahr, Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz
(lg) Die Szenen die Zeliha Atac und ihr Sohn mit dem Handy filmten, zeigen die Dramatik in der Nacht der Flutkatastrophe in Bad Neuenahr. Zuerst stand das Wasser noch auf der Straße, kurze Zeit später schoss das Wasser durch die massive Kellertüre aus Stahl mit einem enormen Druck in das Treppenhaus. Im letzten Moment flieht Zeliha Atac mit ihren Kindern, sie versucht noch ihre Nachbarn zu warnen, doch die schlafen schon tief und fest. Durch hüfthohes Wasser fliehen sie auf eine sichere Anhöhe. Auf dem Weg dahin hören sie Hilfeschreie, doch sie können nichts tun. Die Schreie verfolgen die zweifache Mutter bis heute, erzählt sie unserem Reporter. Sie bringt ihre Kinder zum Vater nach Sinzig, doch auch dort schlägt kurze zeit später die Flutkatastrophe zu. Zum zweiten Mal flüchtet sie mit ihren beiden Söhnen. Nach Bad Neuenahr kommen sie nicht mehr rein, die Polizei hat die Stadt abgeriegelt. Das Mehrfamilienhaus in denen sie eigentlich wohnen ist aktuell unbewohnbar. Durch die Überflutung barsten zahlreiche Leitungen, darunter auch die Gasleitung. Doch obwohl die Familie vorerst ihr Dach über den Kopf verloren hat, will sich Zeliha Atac nicht unterkriegen lassen. Bereits anderthalb Tage später startet sie einen Aufruf auf Facebook. Sie will vor Ort helfen, in der Stadt die sie so sehr liebt. In einer zerstörten Bäckerei finden sie eine Lagerfläche, die sie nutzen dürfen. Schon 24 Stunden später spendet eine türkische Großbäckerei aus Köln über 80 Kisten mit Brot und 100 Kisten Wasser. Immer mehr Helfer unterstützen sie. Mittlerweile bieten sie neben den Produkten für das tägliche Leben und Lebensmitteln auch einen Essensstand an. Geld wollen sie hier nicht, sagt sie, sie brauchen vor allem Sach- und Lebensmittelspenden und vor allem viele Helfer. Der kleine Laden hat sich als Anlaufpunkt für Helfer und Flutopfer entwickelt. Ihr tut es gut den Menschen helfen zu können, das hilft ihr beim verarbeiten des Erlebten. Zeliha Atac vermisst vor allem die Unterstützung der Politik vor Ort, nicht einmal der Bürgermeister sei vorbeigekommen. Aufgeben will sie jedoch nicht. "Wir bauen das hier Alles wieder auf und es wird wieder blühen" - sagt Zeliha Atac.
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