THW versucht Bausubstanz zu sichern - Hotel-Betreiber erinnern sich zurück:
Aufräumarbeiten gehen unvermindert weiter - Extreme Schäden an historischer Bausubstanz - THW und private Helfergruppen arbeiten Hand-in-Hand - Hotel-Seniorchefin (82): "60 Jahre meines Lebens sind weggeschwommen."
Vor einer Woche brach die Flutwelle durch das Ahrtal - Bewohner versuchen zumindest noch etwas Hausrat durch Reinigung zu erhalten - THW mit Radladern im Einsatz
Datum: Mittwoch, 21. Juli 2021
Ort: Ahrweiler, Rheinland-Pfalz
(gs) Vor einer Woche war die Welt im Ahrtal noch in Ordnung, keiner ahnte, was die Regenfront für ein kriegsähnliches Szenario mit sich bringen würde. "Unser Restaurant war gut besucht", erinnert sich Christa Storch vom Gasthaus Assenmacher im historischen Ortskern von Ahrweiler. Das Wasser des sonst beschaulichen Flusses stieg zwar, aber es hatte zuvor noch nicht einmal den Keller des Traditionshauses geflutet. "Wir haben bis zum Schluss gearbeitet, haben nicht geahnt, was da kommt". Dann kam das Wasser von allen Seiten, Autos schwammen weg, das Gasthaus wurde geflutet, Gäste und Mitarbeiter flüchteten sich nach oben. "Alle haben überlebt, aber es war irreal", so Christa Storch. In ihrem Gastbetrieb wurde das gesamte Restaurant und die Küche zerstört. "Am Anfang dachte ich an 250.000 Euro Schaden, inzwischen glaube ich nicht, dass wir mit einer halben Million hinkommen", so Storch, "wir versuchen es irgendwie zu schaffen, wenn ich heule, wird es nicht besser".
Auch Erna Lang blieb nicht viel von ihrem Traditionshotel, lediglich ein hölzernes Schild mit dem Namen des Hauses, das über der Rezeption thronte, tauchte wie durch ein Wunder unbeschadet auf, der Rest des sonst stolzen Hotelbetriebes ist ein Totalschaden. "Ich werde bald 82 und wir haben in einer Stunden alles verloren, so Erna Lang, "60 Jahre meines Lebens sind in Schutt und Asche." Die Hotelerie-Familie ist ei einer Mitarbeiterin auf Luftmatratzen untergekommen. "Wir haben noch nichtmal mehr ein Auto, die sind weggeschwommen". Auch das Haus von Erna Lang war am Abend des Unglücks mit 70 Gästen gut besucht, die Feuerwehr holte sie später ins Freie: "Wir sind dann über Geröll geklettert". Das Ausmaß ist kriegsgleich. Der Ortskern gleicht einem Trümmerfeld. Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann ist dankbar über die Hilfe, die inzwischen koordinierter abläuft als noch zu Beginn: "Die Hilfe ist schwer zu koordinieren, das Gebiet ist so groß", erzählt Fuhrmann. "Wir haben viele Gastro- und Hotelbetriebe, die zuvor von Corona betroffen waren, jetzt diese Katastrophe". Fuhrmann bezweifelt, dass alle weitermachen. "Es wird viele Milliarden brauchen, viele werden das Tal verlassen." Um die Infrastruktur und alte Struktur widerherzustellen, brauche es eine Generation."
Derweil versuchen Fachkräfte des THW die oftmals traditionsreiche Bausubstanz zu sichern. Fachwerkhäuser mit Lehmdecken und -Wänden drohen einzustürzen. Die THW-Kräfte öffnen die Decken, versuchen das Gewicht zu entlasten und Balken abzustützen. Ehrenamtliche Statiker prüfen die Stabilität. Derweil treffen immer mehr freiwillige Helfer ein - mit Schaufeln geht es los, um an allen Ecken etwas Licht zu schaffen. Eine schier endlose Aufgabe, die für viele hoffnungslos bleibt.
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