Gelbe Engel im zum Teil lebensgefährlichen Einsatz:
ADAC-Abschleppwagenfahrer erlebt die Besonderheiten und Gefahren von Fahrzeugbergungen auf Autobahnen - Reifenplatzer an Pferdetransporter mit hochwertigen Dressurpferden stellt Abschleppwagenfahrer vor besondere Herausforderung
Nach Unfall mit Abschleppwagen auf A28 am Sonntagabend, haben wir Abschleppwagenfahrer Patrick Garmhausen eine ganze Schicht begleitet: Pannenhilfe in der Stadt mit kuriosen Begebenheiten, Pferdetransporter-Bergung mit teuren Pferden inmitten von schnellem vierspurigen Verkehr auf A1 - Tagesaktuelle Begleitreportage!
Datum: Montag, 22. Februar 2021
Ort: Delmenhorst / Stuhr / Hatten, LK Diepholz und Oldenburg, Niedersachsen
(gs) Der Unfall auf der A28 bei Westerstede am Sonntagabend, bei dem ein ins Schleudern geratener Golf direkt auf die Rampe eines Abschleppwagens katapultiert wurde und in Flammen aufging - wir berichteten - zeigt deutlich, unter welcher Gefahr die sogenannten "Gelben Engel" und sonstigen Abschleppwagenfahrer tagtäglich ihre Arbeit verrichten, um anderen zu helfen.
Patrick Garmhausen ist Abschleppwagenfahrer bei der Firma Koopmann aus Hatten am Stützpunkt in Delmenhorst direkt an der A28 und der A1 und kennt die Gefahren seines Jobs nur zu gut. Wir haben eine Spätschicht mit Garmhausen mit zwei Kamerateams begleitet.
15 Uhr: Patrick Garmhausen bekommt einen ersten Auftrag in seiner Schicht: Pannenhilfe. Ein Audi will nicht mehr. 15 Minuten später ist der Abschlepper vor Ort, ein Blick in den Motorraum zeigt deutlich, nichts geht mehr, der Keilrippenriemen ist defekt - immerhin schafft es Garmhausen noch, den Wagen auf die Rampe zu fahren. Ab geht es zur Werkstatt. Der nächste Einsatz wartet schon auf einem Parkplatz in der Innenstadt: Ein Kühlflüssigkeitsverlust am Polo von Laura Stoffers zwang sie zum Notstop in Bahnhofsnähe, auf dem Abschlepper geht es zur Werkstatt ein paar Orte weiter. Dann bricht etwas Hektik aus, die Zentrale klingelt an: Ein Pferdetransporter ist mit Reifenschaden auf der A1 liegengeblieben, der ADAC weigerte sich, den Transporter samt Pferden von der A1 zu schleppen. Die teure Facht müsste entladen werden - nicht machbar direkt in einem Autobahndreieck. Schließlich kam der Anruf bei Koopmann direkt an. Die Zentrale schickt einen Kollegen zur Klärung und Absicherung vorweg, dann kommt Garmhausen zum Zug: Den Polo schnell abgeladen, die Kundin zufrieden übergeben, geht es weiter Richtung Dreieck Stuhr. Garmhausen ist der Mann für die besonderen Fälle: Von seiner vorherigen Tätigkeit hat er einen besonderen Schein zum Transport von Lebendtieren - der bringt ihm vor allem Gelassenheit, trotz brenzliger Situationen. Denn der Pferdetransporter vom bekannten Dressurstall-Besitzer David Taylor persönlich war nach einem Reifenplatzer direkt im Auffahrtsbereich der A28 auf die A1 liegengeblieben, auf vier Spuren donnern die Fahrzeuge hier vorbei - beim Einfädeln gern mit dem Blick in den Rückspiegel und wenig Augen für den Standstreifen. Garmhausen trifft schnelle Entscheidungen: Da ein Verladen des Transporters auf die schräge Rampe mit den Pferden nicht in Frage kommt, kommt die sogenannte Brille hinten zum Tragen. Doch der geplatzte Reifen dreht auf der Felge, der Wagen kann nur mit Mühe rangiert werden. Dann geht es endlich los: Im Konvoi und abgesichert vom Begleitfahrzeug geht es endlich weg von der Autobahn. Pferdehofbesitzer David Taylor ist die Anspannung durch ständigen Blick in den Rückspiegel anzumerken, Garmhausen lenkt den Konvoi sicher von der A1 in Richtung Pferdehof. Dort ist die Erleichterung spürbar: "Ich mache drei Kreuze wenn beide Pferde in der Box sind", so Taylor. Auch Garmhausen ist erleichtert: "Ganz günstig waren die Tiere nicht, da macht man sich schon ´nen Kopf", so der 39-Jährige, der selber reitet, " da ist man schnell im sechsstelligen Bereich, es war eine wertvolle Fracht." Mit der Fracht des nun leeren Pferdetransporters geht es nun zum Betriebshof der Firma Koopmann in Hatten. Nach mehreren Anläufen gelingt es dort schließlich mit vereinten Kräften den Wagen mit dem geplatzten und damit kaum mehr fahrbaren Reifen wieder abzukoppeln und abzuparken.
Doch für Durchatmen ist keine Zeit: Der nächste Kunde wartet in Delmenhorst - mit einer Überraschung: Denn als Garmhausen den zuvor als Benzinpumpen-Defekt diagnostizierten nicht fahrtüchtigen Wagen aus einer Parklücke schieben will, springt dieser einfach an. Verwunderung - und Erleichterung, denn so kann der Wagen schnell verladen und abtransportiert werden.
Gegen Mitternacht dann wieder eine brenzlige Situation für Garmhausen auf der Autobahn: Im Abfahrtsbereich der A28 im Bereich Deichhorst ist ein Kleintransporter liegengeblieben. Garmhausen ermahnt die Insassen zur Vorsicht, denn die Abfahrtsrampe wird immer sehr zügig befahren. Doch die Autofahrer zeigen sich heute extrem umsichtig, fahren sehr langsam an dem Abschlepper vorbei, an dem Garmhausen auf engem Raum den Transporter befestigen muss. So schnell es geht will er den Liegenbleiber hier wegbekommen - denn er und seine Kollegen können sich nie sicher sein. Die Gefahr inmitten von viel Verkehr bleibt groß für die Helfer vom Abschleppdienst.
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