Tierquälerei unter falschem Decknamen?
Mastbetriebe weisen Wachteleier aus „Bodenhaltung“ aus – Aufnahmen belegen jedoch enge Käfige und verhaltensgestörte Tiere – Betriebe scheinen Gesetzeslücke auszunutzen – Erste Supermärkte nehmen Eier aus dem Sortiment
Wachteln betreiben laut Tierschützern teilweise Federpicken und Kannibalismus - Veterinärämter stufen trotz widriger Verhältnisse Käfige als Bodenhaltung aus – Gesetzesnormen über Freiland- oder Bodenhaltungen gelten nur für Hühner – Strafanzeige gestellt - Amateuraufnahmen aus den Ställen
Datum: Mittwoch, 10. April 2019
Ort: Goldenstedt, Landkreis Vechta, Niedersachsen
(ch) Die Osterzeit bedeutet Eierzeit. Unzählige Eier werden in wenigen Tagen in deutschen Gärten oder Wohnungen versteckt. Seit einigen Jahren schon hat sich dabei jedoch ein neuer Star im Stall hervorgetan. Wachteleier werden von immer mehr Menschen entdeckt und gehen dementsprechend häufiger über die Ladentheke. Viele von ihnen stammen von norddeutschen Betrieben und werden als Bodenhaltung deklariert.
Darunter stellen sich viele Menschen große Ställe vor, deren Böden mit Sägespänen bestreut sind und die Tiere sich in einem gewissen Maß frei bewegen können. Doch die Realität bei den Wachteln sieht gänzlich anders aus, wie Aufnahmen des Deutschen Tierschutzbüros aus einem Betrieb in Goldenstedt belegen. Dicht an dicht sind die Tiere aneinander gepferchten, gefangen in Käfigen bei teils schummrigem Licht. Viele sind ohne Federn, weil sie von Artgenossen gepickt wurden; manche Tiere erliegen dem Kannibalismus. Für Tierschützer klare Tierquälerei, für das Veterinäramt eine Form der Bodenhaltung, die so auch auf den Verkaufspackungen „angepriesen“ werden darf. Grund hierfür könnte eine Gesetzeslücke sein. Denn dieses weist Vorgaben und Regelungen zur Zucht ausschließlich für Hühner auf. Wachteln werden dort nicht klassifiziert und müssen sich demnach auch an keine Normen halten. Eine Situation, die das Bundesministerium für Landwirtschaft nach Recherchen der ARD-Sendung „Report Mainz“ für die Zukunft vorerst auch nicht ändern werde.
Die Tierschützer haben nun Strafanzeige gegen die Betreiber gestellt und zudem die Supermärkte aufgefordert, entsprechende Eiern entweder anders zu klassifizieren oder komplett aus dem Sortiment zu nehmen. Dem kamen manche Lebensmittelgeschäfte bereits nach.
Während der Verbraucher bei Hühnereiern mit den Klassifizierungen Freiland- oder Bio-Eier sich durchaus für die Lebensverhältnisse der Tiere einsetzen kann, scheint dies bei der Wachtel nur schwer möglich, da der überwiegende Anteil der Eier aus den „Bodenhaltungen“ stammt. Vielleicht wäre es also besser, wenn auch an Ostern wieder eher auf das klassische Ei zurückgegriffen und auf die vermeintliche Delikatesse angesichts zweifelhafter Haltungsmethoden verzichtet wird.
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