Nach Großfeuer entbrannte Streit:
Über ein Jahr nach verheerendem Flammeninferno im Syker Feuerwehrhaus dauert der Streit um einen Neubau weiter an – Provisorien behindern Einsätze
Politik und Feuerwehr uneinig über Standort eines Neubaus – Bürgerentscheid am Sonntag soll Klarheit bringen – „Nerven liegen blank“ – Mehrere Kameraden sind nach dramatischer Brandkatastrophe weiter in psychologischer Behandlung – Zusätzlich bitter: Der damalige Brandstifter befindet sich offenbar unerkannt unter den Kameraden
Datum: Donnerstag, 11. März 2010
(gs) Wenn es in der Stadt Syke brennt und die freiwilligen Helfer der örtlichen Feuerwehr zur Stelle sind, müssen sich die Hilfesuchenden auf eine längere Wartezeit einstellen. Denn auch über einem Jahr nach dem vollständigen Niederbrennen des dortigen Feuerwehrhauses samt Fuhrpark müssen die Einsatzkräfte mit unfassbaren Provisorien leben.
Der 11. Januar 2009 bleibt bei den freiwilligen Feuerwehrleuten im Landkreis Diepholz unvergessen: Als sie nach einem Sirenenalarm einsatzbereit zum Feuerwehrhaus eilten, mussten sie ein Horrorszenario erleben: Ihr Feuerwehrhaus samt dem gesamten Fuhrpark stand lichterloh in Flammen (NonstopNews berichtete zum Teil exklusiv mit News-Nr. 8306). Und das Drama war noch nicht einmal einmalig, denn 14 Jahre zuvor war dasselbe Gebäude samt allen Fahrzeugen schon einmal niedergebrannt. Das Erlebte war für einige Helfer so dramatisch, dass sie noch heute in psychologischer Behandlung sind.
Doch der Schrecken will kein Ende nehmen, denn über ein Jahr nach dem Inferno ist noch nicht einmal über den Neubau entschieden worden – ein politischer Streit sorgt für mächtig Wirbel in der Stadt Syke.
Seitdem müssen sich Feuerwehrleute in dem provisorischen Mobilcontainer einer alten Sparkasse ankleiden, die zum Teil immer noch nur geliehenen Einsatzfahrzeuge stehen in einer alten, viel zu kleinen Fahrzeughalle. Diese ist so beengt, dass die neue Drehleiter dort nur vorwärts einparkt werden kann und nur Dank eines großen Lochs in der Heckwand der Halle, in den der vorne überragende Korb hineinpasst. Im Einsatzfall muss die lebensrettende Drehleiter im Schneckentempo rückwärts aus der Halle manövriert werden. Die vorgeschrieben Ausrückezeiten können schon lange nicht mehr eingehalten werden. Die Motivation bei den freiwilligen Helfern sinkt stetig, einige denken im Verlauf des ausufernden Streits um einen Neubau bereits daran, ihren Feuerwehrhelm „an den Nagel zu hängen“.
Warum ist nach einem Jahr nichts entschieden? Die Politik hat unzählige neue Standorte vorgeschlagen, um das Feuerwehrhaus neu aufzubauen. Ein Wiederaufbau am alten Standort wurde verworfen, da dort Interesse an einer Erweiterung eines Verbrauchermarktes angemeldet wurde. Doch für die Feuerwehrkräfte kommt nur ein Standort am örtlichen Hallenbad als geeignet in Frage. Inzwischen konnte ein Bürgerbegehren angestrebt werden, am Sonntag soll dazu gewählt werden.
Doch bis in Syke wieder normale Zustände herrschen, dauert es wohl noch lange. Nicht zuletzt gibt es auch Unruhe in der Mannschaft, denn als Brandstifter wird immer noch ein Kamerad der Feuerwehr vermutet, der bisher nicht ermittelt werden konnte und der noch unter den Aktiven sein könnte. „Eine zusätzliche Belastung für die Einsatzkräfte, die sich im Notfall eigentlich immer aufeinander verlassen müssen“, so Ortsbrandmeister Uwe Meyer.
- Bilder aus Pressekonferenz, Präsentation mit Beamer im FW-Haus
- Plakate mit Werbung für Bürgerentscheid hängen aus
- Pressevertreter vor Ort, Flyer liegen aus
- Außenshot des ausgebrannten und z.T. abgerissenem Feuerwehrhaus
- Drehleiter rangiert langsam rückwärts aus alter kleiner Halle heraus
- Loch in Wand für Drehleiterkorb in provisorischer Halle
- Container einer alten Mobil-Sparkasse als Umkleide
- Einsatzkräfte ziehen sich beengt in Container Feuerwehrsachen an
- Feuerwehrleute eilen aus Container, Schnittbilder in Umkleide
- Standort Gartenstraße, alte Genossenschaft, 30-er Zone, Wohnhäuser
- Standort Schwimmbad, freie Fläche, Wiese, zukünftiger möglicher Bauplatz
- Schnittbilder
- O-Ton Stefan Schütte, Stadtbrandmeister Syke: „…Das Hallenbadgelände ist für sehr zentral für alle, die Argumente der Gegenpartei sind nicht nachvollziehbar, das Gelände umfasst 80.000 qm, da ist alles planbar… am Gelände Gartenstraße ist Wohnbebauen und kontaminierter Grund… Kameraden sind noch engagiert, aber wenn jetzt nichts passiert, dann kippt die Stimmung… Feuerwehrkameraden waren bisher sehr besonnen, meine Hochachtung dafür, wir hoffen, dass es so bleibt…“
- O-Ton Uwe Meyer, Ortsbrandmeister Syke „…Zustände sind miserabel, Umkleiden tun wird uns in einer mobilen Sparkassen-Außenstelle… Drehleiter muss verkehrt herum drinstehen, es dauert daher sehr lange, bis zum Einsatz können… wir leben da jetzt ein Jahr mit und müssen das wohl noch ein weiteres… hoffen, dass die Bürger jetzt zur Wahl gehen…gibt Uneinigkeit im Rat über Standort… brauchen lange, um Auszurücken, da Infrastruktur fehlt... es gibt Hilfsfristen, die wir nicht einhalten können… habe es vor 14 Jahren schon mal erlebt, es war das gleiche Bild… damals ging der Wiederaufbau zügiger… Motivation ist schlecht, gab schon Rücktritte von Führungskräften… haben fast 20 Kamerad, die noch immer in ärztlicher Behandlung sind, da das noch immer in den Köpfen rumschwirrt… sehr schwere Belastung, da wir wissen, dass es (Brandstiftung) einer von uns war, Staatsanwalt hatte aber nicht genug in der Hand für eine Anklage… jeder achtet auf den Nebenmann, das ist schwierig, wir müssen und gewaltig aufeinander verlassen, dass ist momentan schwierig…“
Ergänzend abrufbar sind zu diesem Angebot sämtliche Archivbilder von der Brandnacht (Explosionsbilder, mit O-Tönen), sowie Tagbilder nach der Brandnacht
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