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Donnerstag, 16. November 2017
Rostock, Mecklenburg-Vorpommern
News-Nr.: 26366

Geständnis im Kinderschänder-Prozess von Rostock:
52-jähriger Angeklagte gibt sexuellen Missbrauch von vier Kindern zu - Polizei hatte die 11 bis 14-Jährigen von ihrem Martyrium aus der Wohnung des Kinderschänders befreit - 28-jährige Tochter der Lebensgefährtin berichtet im Prozess erstmals von über Jahre wiederkehrenden Vergewaltigungen durch ihren eigenen Stiefvater

Der Vorfall im Juni 2017 bundesweit für Schlagzeilen und großes Entsetzen gesorgt – betroffene Jugendliche kämpfen immer noch mit den psychologischen Folgen der Tat – Kinder entkamen wohl nur in letzter Minute durch ihre Befreiung einer Vergewaltigung durch den Täter – Stieftochter erzählt im Gerichtssaal erstmals nach 17 Jahren von nahezu wöchentlichen sexuellen Übergriffen durch ihren Stiefvater in ihrer Jugend

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Datum: Donnerstag, 16. November 2017

Ort: Rostock, Mecklenburg-Vorpommern

 

(sg) Zusammengekauert und in sich gekehrt sitzt Dirk R. im Gerichtssaal des Landgerichts Rostock Donnerstag auf der Anklagebank. Sein Blick geht ins Leere, so, als ob er träumen würde. Später füllen sich Augen des 52-Jährigen mit Tränen als sein Anwalt am zweiten Prozesstag vor der großen Strafkammer ein von ihm verfasstes Geständnis verliest. Dirk R. gibt darin zu, am Pfingstwochenende vier Kinder in seine Plattenbauwohnung in Lütten Klein gelockt und sie dort sexuell missbraucht zu haben. Der Vorfall hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst und für Schlagzeilen gesorgt.

Rückblick: Am 3. Juni 2017 spricht der 52-Jährige mehrere Kinder an und lockt sie unter einem Vorwand in seine Wohnung in der St.-Petersburger-Straße. Wenig später befinden sich vier Minderjährige, zwei Mädchen und zwei Jungen, in der Wohnung des 52-Jährigen. Dirk R. zieht sich aus, spielt einen Pornofilm ab und zwingt die Kinder, sich diesen anzuschauen. Währenddessen befriedigt sich der Mann vor den Augen der elf- bis 14-Jährigen selbst. Außerdem hat der alkoholkranke Mann Frauenunterwäsche in seinem Zimmer gehortet, die die beiden Mädchen bei einer „Tanga-Modenschau“ anziehen und präsentieren müssen. Zudem, so räumt Dirk R. in seiner Einlassung ein, berührt er mindestens eines der Mädchen unsittlich am Körper. Auf den Schoß des zweiten Mädchens setzt er sich und ejakuliert. Auch einen Vibrator hat er einem der betroffenen Kinder „zugesteckt“. Nur, weil sich ein 11-jähriges Mädchen aus der Wohnung schleichen und sich einem Betreuer in der nahgelegenen Wohngruppe der Kinder anvertrauen kann, hat das Martyrium ein vorzeitiges Ende. Dieser alarmiert umgehend an die Polizei. „Das Mädchen sagte zu mir: ‚Die anderen werden gleich vergewaltigt‘“, sagt der Betreuer vor Gericht aus.
Polizisten befreien wenig später die Kinder und nehmen den 52-Jährigen widerstandslos fest. Der Mann war zur Tatzeit stark alkoholisiert und hatte einen Blutalkoholwert von drei Promille.
Es sind unerträgliche Details, die zu Prozessbeginn vor dem Landgericht ans Tageslicht kommen: Ein Kriminalbeamter erinnert sich, dass er bei der Wohnungsdurchsuchung später unter anderem Handschellen und ein mit einem Kondom überstreiften angeschalteten Vibrator vorfand. Der Ermittlungsführer berichtet davon, dass die Kinder in der Vernehmung Nervenzusammenbrüche erlitten. Die psychologische Aufarbeitung der Tat mit den jungen Opfern dauert bis heute an. „Die Kinder schlafen noch immer schlecht, der Schock sitzt tief“, sagt der Betreuer in seiner Vernehmung aus.
Überraschendes bringt auch die Vernehmung der Stieftochter, die während des Vorfalls ebenso wie die damalige Noch-Ehefrau nicht zu Hause war, ans Tageslicht: Auch sie wurde bereits in jungen Jahren mehrfach von dem Angeklagten missbraucht. Mit elf Jahren zwang er seine Stieftochter zum Geschlechtsverkehr, entjungferte sie. Übergriffe dieser Art, so schildert die 28-Jährige unter Tränen, fanden „alle zwei bis drei Wochen“ statt. Aus Scham verheimlicht sie die Peinigungen, erst im Gericht – nach über 17 Jahren bricht alles aus ihr heraus.
Insgesamt werden dem Angeklagten in dem Prozess sexueller Missbrauch und schwerer sexueller Missbrauch von Kindern in sieben Fällen im Zeitraum von 2000 bis 2003 sowie am 03. Juni 2017 vorgeworfen. Im Schlussantrag wertet die Staatsanwaltschaft das reuige Verhalten und das Geständnis des 52-Jährigen sowie die Bereitschaft eine Therapie zu beginnen zu Gunsten des Täters. Schwerwiegend wertet die Anklage jedoch die psychologischen Folgen für die Kinder und das Ausnutzen der Schutzbedürftigkeit seiner Opfer – daher die Forderung: Drei Jahre und neun Monate Haft für Dirk R.. Das Plädoyer der Nebenklage und der Verteidigung sowie das Urteil werden am 27. November erwartet.

 


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