niedersachsen
Freitag, 20. Oktober 2017
Lingen, Landkreis Emsland/Grafschaft Bentheim, Niedersachsen
News-Nr.: 26201

Gefühlte Hexenjagd nach falschem Fahndungsfoto:
Polizei sucht Kontobetrüger und veröffentlicht Bild von mutmaßlichem Täter im Netz und der Presse – Necat Gevin erkennt sich auf dem Foto, hat mit der Tat jedoch nichts zu tun – Familienvater mit den Nerven am Ende – Polizei und Bank weisen Schuld bislang von sich

Necat Gevin erfährt auf Arbeitsstätte von seiner eigenen Fahndung – Aus Unsicherheit verbietet Ex-Frau Kontakt zu sich und der gemeinsamen Tochter Lara – Anwalt verlangt Akteneinsicht – Wir sprachen mit dem Betroffenen, der Polizei sowie Anwalt und Familie

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Datum: Freitag, 20. Oktober 2017

Ort: Lingen, Landkreis Emsland/Grafschaft Bentheim, Niedersachsen

 

(ch) Eigentlich ist Necat Gevin ein glücklicher Mann. Er hat eine reizende Tochter, besitzt einen gesunden Freundeskreis und geht einer Arbeit nach, die er liebt. Doch diese heile Welt brach für den 42-Jährigen am Mittwoch zusammen. Über den Tag verteilt, beäugten ihn immer wieder Kunden in dem Elektronik-Discounter, indem er arbeitet, sehr argwöhnisch. Nur wenig später ruft der Chef ihn zu sich und konfrontiert den Familienvater mit der Tatsache, dass die Polizei derzeit offensichtlich nach ihm fahndet. „Ich war diese Person auf dem Bild, aber nicht die, welche die Polizei sucht“, zeigt sich Necat Gevin fassungslos.

Von seiner Arbeit zunächst freigestellt, will er zunächst versuchen, sich selbst über den Fall zu informieren. Doch schnell fühlt er sich wie in einer Hexenjagd. Menschen erkennen ihn auf der Straße, Freunde und Bekannte fragen ungläubig nach und seiner ehemalige Frau Leyla ist so fassungslos und irritiert, dass sie den hilfesuchenden Vater ihrer gemeinsamen siebenjährigen Tochter Lara an der Tür abweist.

Kurzerhand fährt Necat zur Polizei nach Nordhorn, um dort den Sachverhalt zu klären. Demnach hatte ein Mann im Juni 2017 mit einem dänischen Ausweis bei einer Bank in Lingen mit gebrochenem Deutsch ein Konto eröffnet und wenig später unter falschem Namen mehrere Kreditanträge gestellt. Tatsächlich ist auch Necat Gavin seit über einem Jahr Kunde in dieser Bank und daher wohl zur Tatzeit am Schalter, um Geld abzuheben. „Vielleicht bin ich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen“, resümiert der mutmaßlich Beschuldigte, der bereits entschieden hat, seine Hausbank nach diesem massiven Vertrauensverlust zu wechseln: „Die müssen mich doch kennen. Ich hatte gehofft, dass sie anrufen und nachfragen würden, anstelle einfach ein Foto rauszugeben.“ Denn er kann nachweisbar belegen, dass er sich nichts zu Schulden kommen gelassen habe.

Das sah schließlich auch die Polizei so, welche 24 Stunden nach der Falschmeldung eben diese zurückzog. Doch zu diesem Zeitpunkt waren die Fotos von Necat hundertfach im Netz geteilt sowie in der Lokalzeitung abgedruckt worden. Mit den Nerven ist der 42-Jährige völlig am Ende: „Ich rauche sonst nur eine halbe Packung am Tag. Seit gestern sind es nun sechs, ich habe nicht geschlafen oder gegessen.“ Denn noch ist unklar, wie es zu der Verwechslung kommen konnte. Zwar habe sich die Bank mittlerweile bei ihm entschuldigt, was er jedoch abgelehnt hat, doch weder Polizei noch Bankinstitut wollen zunächst ihre Schuld einräumen. Derzeit ist völlig unklar, wie der unbescholtene Bürger in das Visier der Ermittlungsbehörden kommen und die Staatsanwaltschaft sein Foto zur Veröffentlichung freigegeben konnte. Daher hat nun der Anwalt des Betroffenen Akteneinsicht gefordert, um den Fall aufzuklären. Bis Montag ist Necat Gevin nun mindestens noch beurlaubt, um sich von den Strapazen der vergangenen 24 Stunden zu erholen. Von dem eigentlichen Täter aus Lingen fehlt derweil aktuell noch jede Spur.


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