Nach der Brandkatastrophe: Tränen, Teddys und tausend Wünsche!
Nach Großfeuer obdachlose sechsköpfige Familie weiterhin erfolglos auf Wohnungssuche – Spenden aus ganzem Land treffen ein – Teddys trocknen Tränen
Verheerendes Feuer durch Brandstiftung ausgelöst – Brandschutt mit Kränen sichergestellt – Auf Wohnungssuche mit Brandopfern – Nur das Brautkleid überstand das Feuer in der Wohnung von Nadine Schröder unbeschadet – Kinder freuen sich, dass ihr Hamster nach drei Stunden lebend aus Flammen gerettet wurde
Datum: Donnerstag, 16. Juni 2011, ca. 18:00 Uhr
(gs) Die Kinderaugen strahlen wie lange nicht mehr, ein Lichtblick zwischen all der Verzweifelung und den Nöten nach der Brandkatastrophe von Delmenhorst.
Auch fünf Tage nach dem Feuer, bei dem im Stadtteil Heidkrug fünf Wohnblöcke in Brand gerieten, über 20 Wohnungen komplett ausbrannten und weitere zwei dutzend unbewohnbar bleiben, sind mehrere Familien noch immer notdürftig in einem Hotel untergebracht.
Dank der Unterstützung der Stadt und Wohnungsgesellschaften konnten für mehrere nach dem Brand obdachlos gewordene Familien zwar inzwischen eine neue Bleibe gefunden werden, aber für viele enden die Tage immer wieder mit Rückschlägen. Die 29-jährige Nadine Schröder wohnt zusammen mit ihrem Lebensgefährtin Albert und ihren vier Kindern im Alter zwischen 3 und 11 Jahren seit dem Pfingstwochenende in einem Doppelzimmer des Hotels. Selbst der Hamster der Kinder hat dort Unterschlupf gefunden, nachdem er schon für tot erklärt worden war. Doch Feuerwehrleute retteten das flauschige Tier nach drei Stunden aus den Flammen, reichlich verrußt aber inzwischen wieder quick-lebendig. „Ich habe vor Freude geweint“, erzählt der 11-jährige John, der auch tapfer wie ein Erwachsener erklärt, dass man sein verbranntes Spielzeug ersetzen kann, aber es so wichtig sei, Leben zu retten.
Die Kinder leiden derzeit am Schlimmsten unter dem Brand, nichts blieb der Familie, alles verbrannte bei dem Feuer – fast alles: Wie durch ein Wunder barg Nadine Schröder ihr gerade gekauftes Brautkleid aus der Brandwohnung – unbeschädigt. „Der Kleiderbügel war zerschmolzen, die Schutzfolie auch, alle Kleider daneben verbrannt“, sagt sie. Nur das Kleid selber erstrahlt in weiß – fast unwirklich. „Das ist ein positives Zeichen“, so Nadine gerührt. Trotz der Katastrophe will das Paar im August heiraten. Am Abend beginnen dann die Kinderaugen zu strahlen. Eine Bremer Teddybär-Firma hat ihre schönsten Exemplare zusammengestellt und den immer noch im Hotel gestrandeten Kindern überreicht. Ein Lichtblick bei all der Tragik und Verzweifelung. Auch wenn die Hilfsbereitschaft in der Stadt groß ist und im Lager der Johanniter und des DRK sogar Menschen aus über 100 Kilometer Entfernung anreisen, um Spenden abzuliefern, stehen gerade Familien mit mehreren Kindern noch immer vor einem immer dringenderem Wohnungsproblem. „Wir brauchen halt mindestens fünf Zimmer“, sagt Nadine Schröder, „das bekommt man nicht so schnell.“ Makler Claus Kowalski: „Derartige Wohnungen sind rar, gerade auch für kleinere Geldbeutel.“ Er will nach einer vergeblichen Wohnungsbesichtigung für die Familie weitersuchen. Bis Sonntag können die Brandopfer im Hotel wohnen bleiben. Wie es dann weitergeht, ist noch ungewiss.
Die Polizei ist sich indes sehr sicher, dass Brandstiftung in zwei getrennt gelegenen Schuppenanlagen ursächlich für das spätere Inferno war. „Es gibt viele Zeugenaussagen und Hinweise, denen wir noch nachgehen“, so Polizeisprecher Mathias Kutzner. Brandermittler haben inzwischen den Brandsschutt mit Kränen abtransportiert, um die weiteren Ermittlungen sicherstellen zu können. Gerüchten zufolge könnten Jugendliche das Feuer ausgelegt haben, Zeugen hatten diese am Brandort gesehen und Auffälligkeiten festgestellt.
UPDATE 17.6.2011, 14.15 Uhr: Die Polizei hat zwei Tatverdächtige im Alter von 18 und 24 Jahren festgenommen. Es wurde jedoch kein Haftbefehl erlassen, wegen fehlender Fluchtgefahr. Wir drehen hierzu nach...
Die NonstopNews-Bilder die O-Töne:
- Familie von Nadine Schröder mit vier Kindern am Hotelparkplatz
- O-Ton Nadine Schröder (29): „…ein Zimmer ist schon anstrengend, jetzt haben wir erste Wohnungsbesichtigung, brauchen mindestens vier Zimmer… unsere Wohnung ist bis zum Eingang verbrannt… wir haben noch Fotoalbums rausbekommen und mein Hochzeitskleid…“
- Familie trifft mit Auto am ersten Haus ein, Kinder Paar gehen in Haus
- Vermieter Rudolf Vosteen führt Familie durchs Haus, situativ
- O-Ton Nadine Schröder (29): „wir dürfen nicht mehr als 500 Euro Kaltmiete haben, das gibt uns die Stadt vor … das wird schwer, es ist zu teuer… und wir müssen Montag aus Hotel raus sein… das Amt macht es so nicht mit…“
- O-Ton Rudolf Vosteen, Vermieter: „… Hatte gehört, das soviele keine Wohnung haben und mich gemeldet… man versucht zu helfen…“
- Vermieter unterhält sich mit Familie vor dem Haus
- neue Wohnungen werden auf mobilem Computer vor Ort herausgesucht
- O-Ton Julia Schröder (9), Tochter: „… nur ganz wenige Sache sind nicht verbrannt, es ist alles sonst geschmolzen…“
- Lager der Johanniter mit gesammelten Spenden, weitere Leute fahren vor
- Sofa wird angeliefert, Sachen von Anhänger abgeladen
- O-Ton Sven Schmidt, Spender aus Region Hannover: „… habe aus Medien davon gehört, von der Spendenaktion erfahren und habe sofort entschieden zu helfen… als Niedersachsen muss man anderen Niedersachsen helfen…“
- Frau liefert weitere Sachen mit PKW an, werden entgegengenommen
- O-Ton Ulla Gieseke, Spenderin: „… habe davon gehört und habe sofort Sachen vom Dachboden geholt und hergebracht…“
- Sachen werden entladen, darunter auch Schulranzen
- O-Ton Peter Betten, Fachbereichsleiter für Ordnung der Stadt Delmenhorst: „… haben schon viele Wohnungen vermitteln können, viele helfen mit, es ist eine große Hilfsbereitschaft… haben Leute zu Ämtern gefahren und Termine gemacht… es war einer der größten Brände in der Geschichte der Stadt… es ist ein Wunder, dass nicht mehr verletzt sind…. Spendenbereitschaft darf nicht nachlassen“
- O-Ton Mathias Kutzner, Polizeisprecher Delmenhorst: „… wir haben viele Hinweise aus Bevölkerung, die nun ausgewertet werden.. Brandschutz wurde abgetragen und versuchen nun weitere Rückschlüsse zu bekommen, gehen von Brandstiftung aus, da an zwei Stellen ausgebrochen… wir müssen mehreren Hinweisen nachgehen…“
- Teddybären werden überreicht und von Mindern begeistert ausgepackt,
- lachende Gesichter, close, Eltern freuen sich mit, Kinder mit großen Teddys
- situative O-Töne bei Teddyübergabe: „freuen uns, es ist so schön“
- O-Ton Stefanie Pflug, „Built-a-bear“: „…wir haben davon gehört und sofort Teddys gepackt und hierher, um den Kindern eine Freude zu machen.. es ist immer toll, wenn die Kinder strahlen…“
- Kinder freuen sich über Teddys, spielen damit, lachen, diverse Bilder
- O-Ton Nadine Schröder, nach zweiter Wohnungsbesichtigung: „… jetzt war der Preis OK, aber es reicht nicht mit den Zimmern… die Grundmiete reicht nicht, wir müssen warten, Montag müssen wir aber aus Hotel raus… wir hoffen auf Morgen, es ist kein gutes Gefühl…“
- Claus Kowalski, Makler „Die Familie braucht eigentlich für jedes Kind ein eigenes Zimmer, wir hoffen, dass wir noch was finden können, die Lage für solche Wohnungen ist es echt schwer, gerade in der Kürze der Zeit… Appell an die Vermieter mit preisen entgegenzukommen… ich habe noch Wohnung im Kopf und versuche da etwas zu machen…“
- Familie geht mit Kindern in ihr Hotelzimmer, sehr enges Zimmer wird betreten, situativ
- überall Sachen im Zimmer, Tochter Julia holt Hamster aus Käfig und gezeigt
- Hamster „Vasker“ putzt sich, Fell noch zersaust und vom Ruß schmutzig
- O-Ton Julia (9) mit Hamster: „…wir dachten er sei tot, aber er lebt noch“
- O-Ton Nadine Schröder: „… Kinder haben da gestanden und geweint, ich habe das Tier erst nicht erkannt, so schwarz war er, aber er hat mich erkannt… / … es ist sehr eng hier, wir sind aber dankbar für Spenden… / … man hat nicht so viele Spenden erwartet, viele geben uns ihre Telefonnummern, wenn wir Hilfe brauchen… / … viele Reden mit uns, das hilft… viele Nachbarn kannte man noch gar nicht, jetzt hält man zusammen… hatten noch keine Versicherung… wir planen im August zu heiraten, es war alles verbrannt, aber das Kleid war unbeschädigt, sogar der Bügel war geschmolzen, aber das Kleid war heile… ich habe mich sehr gefreut / … man freut sich über jede Kleinigkeit, sogar über eine gefundene Taucherbrile oder einen kleinen Kinderspiegel…“
- Nadine Schröder zeigt ihr weißes Brautkleid, und packt es aus
- O-Ton John (11): „…als es brannte, sind wir einfach rausgerannt und haben unseren Hamster vergessen… nach drei Stunden wurde er uns gebracht… er hat sich jetzt wieder sauber gemacht… es viel verbrannt, auch selbstgemachte Sachen von mir, die sind viel besser als gekaufte, das Barbiehaus ist geschmolzen, sieht gruselig aus… / … am meisten freuen wir uns über unseren Hamster, er hat ein Leben, das kann man nicht ersetzen…“
- Spenden werden mit Transporter abgeholt und verladen, DRK-Schild
- baugleicher Schuppen an Wohnanlage, der noch steht, daneben die Häuser
- Brandstelle aktuell am Donnerstag, viel Polizei vor Ort
- Polizeikran zieht Trümmer auseinander, Polizeiermittler in Trümmern
- NEU: O-Ton und Antextbilder mit Mathias Kutzner, Polizei Delmenhorst: „…die Polizei hat aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung zwei Tatverdächtige festgenommen…“, „…es handelt sich um einen 18-Jährigen und einen 24-Jährigen aus Delmenhorst…“, „…Staatsanwaltschaft sieht keine Fluchtgefahr…“, „…danken der Bevölkerung für die zahlreichen Hinweise…“
- NEU: O-Ton Dana Spitzkopf, Betroffene: „….wir sind nicht auf den Kopf gefallen; es war eigentlich klar, dass es Brandstiftung war…“, „…komisches Gefühl; man muss Angst haben, dass die da rumlaufen…“, „…einige sind ziemlich sauer – die Jungs sollten besser das Weite suchen…“, „…in dem Alter sollte man schon denken können…“
- NEU: O-Töne mit Wilhelmine und Anita Schoolmann, Betroffene: „…dass man sie festgenommen hat, ist OK; dass man sie wieder laufengelassen hat, ist nicht in Ordnung…“, „…kann nicht verstehen, dass man so etwas macht…“, „…so viele Menschenleben aufs Spiel setzen, um einmal Spaß zu haben…“
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